Hier stehen von mir geschriebene Texte, die immer mal wieder wechseln
Ein Tropfen Zeit
Ein Tropfen Zeit
regnet vom Himmel herab
Verliert sich
im weiten Meer
der Ewigkeit
Ankerlicht
Nun gehören auch wir
zum alten Eisen
zu den Greisen
mit Falten und grauem Haar
Unser gemeinsames
Lebensschiff
manövrierten wir
durch manche Stürme,
Lebenslicht und Heiterkeit
So wurde uns
das tosende Meer
zum vertrauten Hafen
Der hoffnungsfrohe Baum
Im Märchenland stand einmal ein großer, starker Baum. Viele Tiere hatten in seinen Ästen und unter seinen Wurzeln ihr Haus gebaut. Doch seit der Winter begonnen hatte, schaute er griesgrämig drein. Die Tiere erschraken sich sehr. Ängstlich verließen Sie ihren Baum.
Er hatte in den Herbsstststürmen alle seine Blätter verloren. Ganz kahl war er. Deshalb war er so traurig.
An einem eisigen Wintertag sahen ihn die Engel. Sie wollten den Baum trösten. Darum ließen sie glitzernden Sternenstaub auf ihn herabrieseln. Der war golden und funkelte im Mondlicht.
„Sei nicht mehr traurig. Im Frühling bekommst du wieder ein schönes Blätterkleid,“ sagte ein Engel.
Nun erinnerte sich der Baum wieder. Da war es, als ginge ein tiefes Atmen durch den Stamm. Er lächelte froh und hoffnungsvoll. Das merkten auch bald die Tiere. Sie wunderten sich sehr. Und dann kamen sie alle wieder zurück zu ihrem Baum.
Endlich wurde es wieder Frühling. Die Vögel sangen, die Blumen blühten und der Baum trug sein schönstes Blätterkleid
Im Märchenreich
Im Märchenreich
ist die kleine Maus ganz stark
der Hase mutig
das Faultier flink
glücklich ein jedes Kind
denn auch in finsterer Nacht
hält die Sonne ihre Wacht
Drum lass´ ein die Märchenwelt
damit sie Dein Herz erhellt :)
Der Wald spielt stille Post
Die alte Eule saß auf einem Ast, sah durch ihre dicke Brille hindurch und erzählte dem farbenfrohen Specht eine Geschichte: Es war einmal ein kleiner Käfer. Ganz rot war er. Ja, er war wirklich wunderschön. Eines Tages sonnte er sich genüsslich. Da malte ihm die Sonne Sommersprossen auf die Flügel. Ja, so kam der Marienkäfer zu seinen Punkten.
Ach, was für eine schöne Geschichte, dachte der farbenfrohe Buntspecht und erzählte sie der Krähe:
Es war einmal ein kleiner Käfer, farbenfroh war er wie ich. Er liebte die Sonne. Eines Tages bat er sie, ihr ein paar Punkte zu malen. Seither gibt es bunte Käfer mit Sonnensprossen auf den Flügeln.
Ach was für eine schöne Geschichte, dachte sich die schwarze Krähe und erzählte sie dem schnellen Wiesel: Es war einmal ein schwarzer Käfer, die liebte die Sonne. Niemand konnte seine Sommersprossen sehen. Hatten sie doch die gleiche Farbe wie seine Flügel. Dennoch waren sie da. Der schwarze Käfer, der wusste das. Da konnten die anderen reden, was sie wollten. Er war sehr stolz auf seine Punkte.
Ach was für eine schöne Geschichte, dachte sich da das flinke Wiesel und erzählte sie dem ängstlichem Hasen: Es war einmal ein Mistkäfer, der war so flink wie ein Wiesel. Deshalb hatte er auch keine Sommersprossen, denn immer wenn die Sonne ihn kitzeln wollte, lief er ganz schnell weg. Er war nämlich sehr kitzelig.
Der ängstliche Hase dachte, was für eine schöne Geschichte und erzählte sie dem schlauen Fuchs:
Es war einmal ein Mistkäfer, der konnte hoppeln wie ein Hase. Er hatte solche Angst vor der Sonne. Immer wenn sie ihn kitzeln wollte, hoppelte er ganz schnell weg. Deshalb hat der Mistkäfer auch keine Sommersprossen.
Was für eine schöne Geschichte, dachte sich der schlaue Fuchs und erzählte sie der alten Eule:
Es war einmal eine schwarze, sehr schlaue Wanze. Sie sah aus, wie ein Käfer. Die Wanze war so traurig, dass sie keine Sommersprossen hatte. Sie ließ sich immer wieder von der Sonne kitzeln.
„Warum schenkst du mir keine Sommersprossen?“ fragte die Wanze.
„Ich habe Dir doch Sommersprossen geschenkt. Nur haben sie die gleiche Farbe wie deine Flügel. Deshalb sieht sie niemand.“
Die schwarze, kluge Wanze dachte nach: „Kannst Du mir auch weiße Sommersprossen schenken?“ „Wenn es weiter nichts ist,“ lachte die Sonne und malte ihr weiße Sommersprossen auf die schwarzen Flügel. Daher hat die Wanzennymphe ihre weißen Tupfen.
Was für eine schöne Geschichte, dachte die alte Eule...
Der Baum und die Stürme
Es war einmal vor langer Zeit ein Mädchen. Es lief durch den tiefen dunklen Wald und fand den Weg nicht mehr heim. So sehr es sich auch mühte und suchte, es lief immer wieder in die Irre. Daraufhin besah es sich sehnsüchtig einen Baum, der tief verwurzelt war und mächtig in den Himmel hinein wuchs. Es umarmte Ihn, klopfte an seine Rinde, wie an eine Tür:
„Bitte lass mich ein, nur in dir kann ich geborgen sein.“
Lange Zeit blieb der Baum stumm. Eines Tages aber, gab er dem Flehen des Mädchens nach. Er öffnete sich, nahm das Mädchen in sich auf und verschloss sich wieder. Das Mädchen verwuchs mit dem Baum bis es ganz und gar zu Holz geworden war.
Jahre gingen ins Land. Ach, wie eng wurde es ihm. Immer wieder betrachtete das Mädchen die Vögel am Himmel. Sehnte sich so sehr danach mit ihnen zu ziehen. Es wollte frei sein. Nun aber war es gefangen und konnte nicht fort. Das Mädchen wurde so traurig, dass der ganze Baum an seinem Seelenschmerz erkrankte, im Frühjahr seine Blätter verlor und im Sommer wie ein Skelett, nackt und bloß auf der Lichtung stand.
Eines Tages sah ein junger Förster den Baum und wollte ihn fällen, weil er sehr krank aussah.
Er holte schon zum Schlag aus, da hörte er den Schrei des Mädchens. Erschrocken ließ er die Axt sinken.
„Ach lieber Baum, lass mich frei, ich wäre so gern eine Eule. Ich will fliegen in der dunklen Nacht und schlafen am lichten Tag.“
Der Baum öffnete sich. Aus ihm heraus flog die Eule in in den Himmel hinein.
Der junge Förster war ganz gebannt im Staunen. Einen Baum von dem ein solcher Zauber ausging, den wollte er nicht fällen, niemals.
Im nächsten Frühjahr trieb der Baum wie zum Dank neue Blätter und Knospen.
Wenn der junge Förster an ihm vorüberging, streichelte er ihm über seine raue Rinde und hoffte, dass der Baum ein wenig von seinem Zauber in sein Leben tragen würde. Das tat er dann auch. Auf seltsame Weise füllte sich die Geldbörse des jungen Försters immer wieder aufs neu, so viele Taler er auch ausgab.
In der Mittagszeit rastete er fortan unter jenem Baum und wann immer er dort einschlief, sah er im Traum ein Mädchen vor sich mit langen lockigen roten Haaren. Es trug ein bodenlanges Kleid aus Baumrinde. Wie schön es war. Seine zarte Gestalt, seine samtige Haut und seine strahlenden Augen.
Die Sehnsucht nach diesem Mädchen wurde so groß in ihm, dass er anfing es zu suchen. Er bereiste die ganze Welt. Nach Jahren vergeblicher Suche, gab er schließlich auf und kehrte heim. Vielleicht würde sie ihn finden, eines Tages. So wurde aus der ruhelosen Suche ein stilles, sehnsüchtiges Warten.
Die Eule genoß ihre Freiheit. Flog durch Wälder und über Felder und Dörfer hinweg. Eines Nachts übersah sie eine Mühle. Flog zwischen den Mühlenflügel umher und wußte sich nicht zu helfen.
„Wind höre auf zu pusten.“
„Warum soll ich das? Es bringt mir soviel Freude zu pusten.“
„Die Windmühlenflügel verletzen mich.“
Da lachte der Wind, pustete und wütete voller Ungestüm: „Ach die alte streitsüchtige Mühle! Flieg doch einfach fort. Hui, ha, ha.“
Endlich entkam die Eule, den Windmühlenflügeln. Zitternd und müde saß sie nun auf einem Ast.
Doch schon in der nächsten Nacht flog sie weiter. Immer weiter. Endlich gelangte sie an das große, blaue Meer. Die Wellen bildeteten weiße Gischt und der Sturm heulte. „So etwas schönes habe ich ja noch nie gesehen.“ Immer mehr näherte sie sich dem Wasser. Bis sie mit Ihren Krallen im Nassen stand. Da kam eine Welle größer als die anderen und rieß die Eule mit sich fort. „Wind höre auf, zu toben.“
„Warum soll ich das? Es bringt mir so eine Freude zu toben!“
„Weil mich das Meer sonst verschlingt.“
„Ach das alte streitsüchtige Meer! Schwimm doch einfach an Land. Hui, ha, ha.“
Das Meer aber schlug über ihr zusammen und zog sie in die Tiefe. Die Eule wußte gar nicht, wie ihr geschah. Als sie wieder zu sich kam, konnte sie unter Wasser atmen. Sie sah Fische mit schillernden, bunten Flossen, Korallenriffe und die Sonnenstahlen, die auf die Meeresoberfläche schienen und sich ihren Weg durch das salzige Meerwasser bahnten. Es brauchte eine Weile, bis die Eule begriff, dass sie selbst ein Fisch geworden war. Das war eine Freude in der Tiefe des Meeres zu schwimmen!
Eines Tages fand der Fisch den Weg an den Strand und als er den Sand berührte, verwandelte er sich wieder in das Mädchen. Es erhob sich. Schüttelte seine langes, rotes Haar. Strich sich Meeresalgen und kleine Krabben heraus. Nun fielen seine Haare wie die Strahlen der aufgehenden Sonne, rot über seine Schultern und über sein langes Kleid aus Baumrinde.
Es lief durch die Natur, bis es wieder in einen Wald kam. Da fing es erneut an zu stürmen, dass die Äste brachen und schwache Bäume entwurzelten.
„Wind höre auf zu toben,“
„Warum sollte ich das tun? Es bringt mir eine solche Freude zu toben?“
„Die Äste könnten mich verletzen.“
„Ach der alte streitsüchtige Wald. Lauf doch fort. Hui, ha, ha.“ Das Mädchen rannte durch den bewegten Wald. Die Äste knackten und der Wind heulte. Endlich fand es eine Höhle und verbarg sich darin.
Als der morgen dämmerte, wehte kein Lüftchen mehr. Das Mädchen lief immer tiefer in den Wald hinein. Es war ihm alles so vertraut. Als wäre es schon einmal hier gewesen. Und so war es auch, als es auf eine Lichtung kam, entdeckte es seinen Baum. Der Baum, der es so lange Zeit geborgen hatte. Doch etwas hatte sich verändert, als es das letzte Mal hier gewesen war. Nicht nur war der Baum noch mächtiger in den Himmel hinein gewachsen, zu seinen Wurzeln stand ein kleines, heimeliges Häuschen. Neugierig klopfte es an. Ihm öffnete der junge Förster, der das Mädchen so lange gesucht und so lange auf es gewartet hatte. So kam es, dass ihre Herzen zueinander fanden.
In den ersten Jahren ging das Mädchen häufig fort. Mal barg es sich in dem Baum, mal lebte es als Fisch im tiefen Meer oder als Eule in der dunklen Nacht.
Doch mit der Zeit blieb das Mädchen immer öfter zu Hause und eines Tages blieb es für immer. Vielleicht lag es daran, dass der junge Förster und das Mädchen immer mehr so wurden wie jener Baum. Sie verwurzelten sich tief, so tief und streckten und reckten mutig ihre Äste in den Himmel hinein. Gemeinsam trotzten sie allen Stürmen.
Eine willkommene Lüge
Er kam von der Arbeit, schloss die Wohnungstür auf, ging hinein, legte die Einkäufe auf den Küchentisch. Der junge Mann zog sein Jackett aus, warf es über
die Lehne des Küchenstuhls, zog das weiße gestärkte Hemd aus seiner Jeans und lockerte den Knoten seiner dunkelblauen Lederkrawatte. Er kochte sich Nudeln, schwenkte sie in Olivenöl und würzte sie mit frischen Kräutern. Nils deckte den Tisch, goß sich ein Glas Rotwein ein. Während er die Nudeln mit Hilfe seiner Gabel aufrollte, schaute er auf den leeren Stuhl gegenüber. Schließlich blickte er aus dem Fenster. Die Straße war leer. Es dämmerte.
Nach dem er gespeist hatte, wollte er die Waschmaschine anstellen. Da erst bemerkte er, dass er vergessen hatte, Waschmittel zu kaufen.
Früher, in seiner Wohngemeinschaft, wurden solche Mengen an Waschmittel, Toilettenpapier und Haushaltsrollen gekauft, dass sie kunstvoll aufgestapelt werden mussten. Nicht selten fielen einem die Waren entgegen, sobald man die Vorratskammertür öffnete. Er musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken.
Die Zeit der Wohngemeinschaften war vorüber. Das Studium hatte er mit Erfolg absolviert. Jetzt ging er einer Arbeit nach und verdiente gutes Geld. Er sehnte sich seine ehemaligen Mitbewohner herbei, diese verrückte Bande! Sabine! Was haben sie zusammen gelacht und erlebt! Alex und Maike! Sie waren schon ein gutes Quartett. Abgesehen vom Putzdienst. So eine Wohnung reinigt sich seltsamerweise nicht von allein! Es war eine schöne Zeit, die Stockwerksfeten im Wohnheim, gemeinsam kochen oder essen in der Mensa, die Theatergruppe... Man lernte so viele Menschen kennen und schätzen.
Er studierte die Lehrbücher, oft bis in die Nacht hinein. Es war eine wahrhaft schöne Zeit, die schönste wohl in seinem bisherigen Leben.
Was ist geblieben?
Gedankenverloren warf sich Nils einen Pullover über die Schultern und ging hinaus. Er schlenderte durch den Park, kehrte in eine Gaststube ein, trank etwas und schaute sich um. Da er nichts entdecken konnte, das ihn erfüllte, verließ er den Ort der Gastlichkeit. Ziellos irrte er durch die Häuserschluchten der fremden Stadt.
Doch mit einem Mal hielt er inne. Ihm wurde warm ums Herz. Aus dem Augenwinkel sah er in einem Auto eine Frau sitzen. Diese schwarzen kinnlangen Haare mit der einen silbernen Strähne, das konnte doch nur Sabine sein! Sein Herz schlug einmal mehr als gewöhnlich. Vielleicht hatte sie Zeit? Wie ist es ihr wohl ergangen nach dem Studium, was sie wohl arbeitet, ob sie wohl ihren Traum von der Weltreise verwirklicht hatte und wenn ja, was hatte sie alles erlebt? An der Ampel hielt sie an. Er stürzte hin zum Auto, „Sabine, Sabine! Ich fasse es nicht!“ Sie kurbelte die Scheibe weiter hinunter und da sah er in ein fremdes Gesicht. Nein sie war es nicht. Das wusste er jetzt ganz genau. Sie spielte am Kragen ihres rotweißgepunkteten Kleides, lächelte mit einem wachen, warmen Blick aus braunen Augen. „Das muss wohl ein Irrtum sein.“
Geknickt wandte er sich ab. Nils würde sich nie an das Alleinsein gewöhnen. Es war hart, der Beginn in einer fremden Stadt. Sicher, es würde nicht so bleiben. Aber j e t z t war es so. Und er hasste es. Enttäuscht ging der ehemalige Student weiter, seiner leeren Wohnung entgegen, als die gelbe Ente neben ihm zum Stehen kam. Die junge Frau mit den schwarzen Haaren und der einen silbernen Strähne kurbelte erneut das Fenster herunter. „Ich bin Sabine! Das vorhin war ein Scherz.“ Freudig überrascht drehte er sich um und schaute in das fröhliche Gesicht der Unbekannten: „Das wusste ich!“, antwortete er augenzwinkernd.